Törnbericht SERENA 2-Wochen Mai/Juni 2004

Motto: Es muss nicht immer Korsika sein

Wir haben uns bei Heike (www.seglergruppe.de) schon beim Serena-Festle im Herbst vergangenen Jahres für dieses Törn angemeldet.

Heike und Gerhard hatten vorgeschlagen, dass wir als gleiche Gruppe, mit dem selben Skip wie 2003 -weil es uns in dieser Besetzung so gut gefallen hat- diesmal gen Westen an der Küste entlang unterwegs sein könnten.

Wir, das sind also

-Manuela und Torsten

-als Singles Günter, Gudrun und ich (Barbara)

sowie unser letztjähriger und bewährter Skipper Michael

Letztes Jahr waren wir ja in Korsika, es war dort wunderschön, nur hatte Gudrun bei den langen Nachtfahrten die Fische gefüttert und auch ich dabei kein Auge zugetan und wir beide waren jeweils am nächsten Morgen nahezu tot.

Heike erzählte, dass es vor Hyeres (kannte ich vorher gar nicht) eine kleine Inselgruppe gäbe, die nicht ohne Grund Klein-Korsika genannt werden würde, wohl genau so weit weg wie Korsika, aber eben ohne Nachtfahrt. - Man könne jederzeit den "Blinker" setzen und nach steuerbord in einen Hafen ausweichen, wenn ich mal wieder sterben wollte, weil mich der Seegang plagt.

http://www.crt-paca.fr/deu/GP/avoir/dossier?DOSID=6098

Wir konnten Manuela und Torsten schnell davon überzeugen, dass ein autofreies Naturschutzgebiet sicherlich auch einen besonderen Erholwert haben kann, auch Günter hat schnell per Mail zugesagt, dass auch er (obwohl alter Korsika-Freak) wieder dabei sein würde.

Michael meinte, dass er mit dieser unserer Prachts-Crew auch um die Welt segeln würde und da lägen ja die Porquerrolles direkt auf dem Weg.

Im Vorjahr waren wir mit der Bavaria der Seglergruppe unterwegs, dieses Mal erwartete uns die Beneteau Oceanis, die gerade mit neuen Segeln ausgestattet war.

Wir stimmten uns noch ab wegen der Fahrgemeinschaft, auch hierzu nochmals danke an Heike für die gute Koordination.

Die PKW-Anreise verlief unproblematisch, wir trafen uns in Karlsruhe, von dort aus fuhren wir mit dem Van von Günter ohne Stau nach Aregai, das ist bei San Remo.

Manuela und Torsten kamen aus dem hohen Norden, flogen direkt nach Nizza, und waren auch schon im Hafen, als wir am frühen Nachmittag ankamen.

Vicki, die gute Seele vor Ort, hatte schon beide Yachten gereinigt, alles gelüftet, es roch gut und frisch in allen Kojen.

Wir tranken zuerst einen Cappuccino in der "Bar du Port" und fuhren dann in einen Supermarkt zum bunkern.

Michael traf dann zunächst beinahe der Schlag, als wir mit ca. 80 2Liter-Flaschen Mineralwasser, 3* 5Liter-Kanister Rose, Kisten voller Obst, Pasta, Reis und Süßigkeiten (bestimmt 2 Tonnen- meinte er) ankamen. Die Serena tauchte wahrscheinlich auch in den ersten Tagen erheblich unter den Wasserpass ein, doch wir konterten, dass Michael ja zuerst mit der Weltumsegelung angefangen hat....

Nun, alles lies sich, wenn auch mit Mühe, verstauen.. und nach Törnende waren auch nur noch vom schalen Mineralwasser ein paar Flaschen übrig.

Nach dem Stauen bezogen wir unsere Kojen und freuten uns auf das erste mediterrane Abendessen bei Paolo in der Pizzeria "Aquamarin"

Irgend jemand schnarchte ordentlich in der ersten Nacht, aber der Wein von Paolo lies mich trotzdem gut schlafen.

Am nächsten Morgen hatten wir einen ordentlichen Ostwind, unser Skipper freute sich über diese Windrichtung und nach den (immer sehr ausführlichen) Sicherheitseinweisungen starteten wir dann Richtung Westen.

Wir legten nach 2 Std. in San Remo im Hafen Portosole kurz an, um uns in unserer Lieblings-Eisdiele "Lollipop" unsere Kalorienbombe des Tages abzuholen, allerdings mussten wir dazu auch 2 km hin- und zurück laufen.

Weiter ging es dann, der Ostwind wurde aber im Laufe des Tages schwächer, brachte uns aber doch ohne Motor bis nach Menton. Dort bekamen wir im alten Hafen "View Port" einen Platz direkt vor der Capitanerie, anfangs noch bei östlichem Wind mit Geschaukel, abends und nachts war es dann aber ruhig.

Menton

Gudrun und ich liefen noch schnell zum Fischmarkt, die Männer bereiteten den Grill vor, und Manuela kümmerte sich um eine Schüssel mit leckerem Salat. Das war unser erster Schlemmerabend, wir haben uns mal wieder komplett überfressen, ich konnte deshalb auch nicht so gut schlafen, konnte dadurch aber auch Gudrun als Schnarcher(in) identifizieren.

Am nächsten Morgen, nach Frühstuck und Duschen (sehr sauber in Menton) ging es weiter, an Monaco vorbei......

.....nach Nizza. Heike hat uns ordentlich schon vorgeschwärmt davon, und auch wir fanden es geradezu genial, im alten Hafen direkt neben der Altstadt.

Hier gab es unwahrscheinlich viele schöne, kleine Gässchen, wir waren zum Essen in einem Restaurant, das Gerhard in seinem Skipperhandbuch beschrieben hatte, gut und preiswert - aber auch schon wieder zu viel im Magen, um gut schlafen zu können - Wenn das soo weitergeht, müssen wir die Gangway verstärken am Ende unseres Törns.

Am nächsten Morgen ziehen wir noch mal durch den Fisch, Blumen und Gemüse-Markt und legten erst gegen 12.00h ab, Richtung Antibes, nach Cannes.

Ein schöner Segeltag, Wind war wenig , deshalb ließen wir uns unter Blister am Cap Antibes vorbei, auf die Iles Laurines zu - (vor Cannes) nach Westen schieben.

Serena unter Blister

Dort schwenkten wir dann über stb. ein nach CANNES. Kurz vorher waren die Festspiele hier und es lagen noch viele Mega-Motoryachten im Hafen, die wir als ordentliche Segler aber mit Ignorieren bestraft haben.

Über das Abendessen erzähle ich hier nichts mehr, ich nehme schon alleine vom Erzählen davon zu. Es war sooooo lecker...

Cannes von der Iles Margherite

 

unsere SERENA im Hafen von Cannes

Am nächsten Tag war unser Skipper etwas besorgt, ein Mistral hat sich angekündigt aus NW und wir wollten nach St.Tropez, fast genau dorthin, wo der Wind herkam.

Wir beratschlagten und haben uns für "da gehen wir durch" entschieden. Es lagen 4 Ausweichhäfen auf der Strecke, wir legten gleich im Hafen unsere Rettungswesten an, leinten uns an und ab ging die Serena wie ein fliegender Holländer, am Cap Esterel vorbei, immer hart am Wind, nach 5 Std. und 3 Schlägen hatten wir St. Tropez erreicht. Salzwasserverspritzt, müde und glücklich, einen so heftigen Seglertag erlebt zu haben.

schnelles Segeln nach St.Tropez - 1

 

dto. - 2

Die Yachten der Seglergruppe sind überdurchschnittlich gut ausgestattet. Man merkt, dass Gerhard ein Sicherheitsfanatiker ist. In jeder Koje sind 2 verschiedenfarbige Westen (damit man sie in der Hektik nicht vertauscht) jeder weiß, wo einpieken. Laufleinen sind verlegt und durch die Rollanlagen muss auch bei viel Wind niemand aus dem sicheren Cockpit raus für die Segelmanöver.

Instrumentierung

Die Skipper der Seglergruppe sind erfahren, alle auf diesen Yachten, in diesem Revier nochmals ausgebildet Ich fühle mich immer sehr sicher und gut aufgehoben, da auch unser Skipper wohl jede Untiefe mit Vornamen kennt, trotzdem immer aktuelle Karten und 2 GPS/Plotter zur Navigation einsetzt.

Wer will, kann sehr viel über Technik und Navigation lernen, mir gefällt die elektronische Navigation nicht so, ich hab aber immer auf meinen Törns Peilungen gemacht und dann mit dem GPS verglichen- und zu meiner Schande eingesehen, dass das neumodische Navigationszeug doch verflixt genau arbeitet.

Es sind an Bord auch Hafenhandbücher vom gesamten Revier vorhanden, meist rufen wir über VHF oder Telefon unseren Wunschhafen am Nachmittag an und fragen nach einem freien Platz.

Als wir gegen 18.00h in den Hafen einlaufen wollten, gab uns die Capitanerie durch, es wäre sehr windig und wir sollten vielleicht eher nach Port Grimaud. Anfangs waren wir enttäuscht, dann aber von diesem Hafen total begeistert. Im Innenbereich des Hafens fanden wir unseren Liegeplatz und bei immerhin noch 25 Knoten Seitenwind (in St. Tropez waren es wohl über 30 Knoten) legten wir kratzerfrei an.

Port Grimaud - 1

 

... - 2

Nach einem Bummel durch die Gässchen in Grimaud gabs - wie kanns anders sein - mal wieder leckeres Abendessen (wir haben ja aber auch ordentlich gearbeitet an diesem Tag, mich plagte sogar 2 Tage danach noch der Muskelkater. "Winschkurbeln ist etwas anders als Bleistiftspitzen" hatte auch Günter festgestellt.

Der Mistral schwächte ab nächsten Vormittag etwas ab und wir legten auch wieder etwas später ab, kurzer Besuch in St. Tropez, Zeit für einen (sehr teuren) Cappuccino, dann ging es aus der Bucht zunächst nach Osten raus, über Süd an den Traumstränden vorbei, die vor Jahrzehnten St. Tropez das "Jetset"-Image verpasst haben.

Nahezu auf einem Bug (Backbord) segelten wir auf die Naturschutzinsel PORT CROS, legten dort an einer Boje an, machten das Beiboot klar und ruderten an Land.

Segeln nach Port Cros

PORT CROS ist ein wahres Paradies, keine Autos, nur eine Handvoll Häuser, totale Ruhe. Endlich mal für uns eine Gelegenheit, etwas schmälere Küche zu haben, dafür leerten wir den Rosekanister vom Vortag, bis die Sonne unterging. Hier auf der Insel war es etwas kühler als auf dem Festland und wir kuschelten uns, als der Wein ausgegangen war, fest in unseren Schlafsack.

Am nächsten Morgen gab es Schwimmen vor dem Frühstück, in Ermangelung eines Baguette-Bäckers gabs noch dunkles Brot vom Bunkern in Italien.

Günter machte noch Dutzende Bilder, auch wir konnten uns kaum losreißen, es duftete nach Pinien, Maccia, und in der Morgensonne waren alle Farben noch wunderschön weich.

Heute erwartete uns nur eine kurze Etappe auf die Hauptinsel Porquerrolles. Es gab fast keinen Wind, deshalb war für die wenigen Meilen Motorsegeln angesagt. Da wir schön früh im Hafen waren, gab es auch kein Problem mit einem freien Liegeplatz.

Hafen Porquerrolles - 1

 

.. -2

Weitere Infos zu den Porquerrolles:

http://www.residencelesmarronniers.com/de/surroundings/iles_d_hyeres/

Wir kauften einige Sachen ein in dem kleinen Supermarket und genossen Pasta und Wein beim Sonnenuntergang in unserem Cockpit.

Eigentlich wollte unser Skipper noch weiter in den Westen , nach Cassis, Bandol -aber wir diskutierten darüber, 1-2 Tage hier auf der Insel zu bleiben. - Es war eine gute Entscheidung, der Wind war ohnehin eingeschlafen und so verlebten wir insgesamt 3Tage ! auf den 3 Inseln vor Hyeres.- Wir mieteten an einem Tag Fährräder und radelten durch Pinienwälder und Weinberge, am nächsten Tag ankerten wir mit unserer SERENA in der wohl schönsten Bucht, die ich bisher kennen gelernt habe, wenn ich die Bilder heute anschaue, die wir da gemacht haben, könnte man glauben, wir wären in der Karibik gewesen - nur dass es bei uns hier ruhiger und billiger zuging ;-))

Insel Porquerrolles -1

 

... -2

 

... -3

 

... - 4

Nach 3 Tagen segelten wir bei schönem Westwind nach Cavallaire, als nächste Etappe kamem wir dann doch noch zu einer Übernachtung in St.Tropez. dDnn, weil immer noch ein frischer Westwind uns vorantrieb, ein großer Schlag nach Cap-Ferrat, das war der frühere Heimathafen der Seglergruppe, deshalb kannten sich Michael und Günter auch sehr gut dort aus. Natürlich unvermeidlich, opulentes Abendessen in der Bar du Port, wo uns - wie schon so oft - ein SERENA-Kugelschreiber bevorzugte Bedienung und ein Pichet Rose "aufs Haus" verschafften.

Cap Ferrat - 1

 

... - 2

 

Die nächste Etappe war sehr kurz, da wir ja nicht unter Zeitdruck waren, legten wir nach einigen Schlägen "Lustsegeln" abends in Monaco an. "Schön und hässlich" war unser gemeinsames Urteil, nachts war es ziemlich laut, nicht vom Wind, sondern von den vielen Autos, die rund um die Uhr um die Häuserschluchten brausten und Hubschraubern, die wie Hornissen emsig umherflogen.

Monaco

Da wir immer noch schönen Westwind hatten, segelten wir am zweitletzten Tag einen längeren Schlag nach Osten, an San Remo und unserem Heimathafen vorbei, nach Imperia. Auch dies ist ein Hafenstadt mit ganz besonderer Atmosphäre, wir waren (Empfehlung der Admiralität) in einer Pizzeria, in welcher der Wirt alle paar Minuten eine Pizza vorbeibringt mit verschiedensten Belegungen. Gefällt sie, wird sie am Tisch verteilt, will sie keiner, geht er zum nächsten Tisch. Am Ende werden die Teller gezählt und -recht preisgünstig- abgerechnet.

Imperia

 

... - 2

Auch in der zweitletzten Nacht an Bord konnte ich nicht so gut schlafen.. Es war wohl ganz ruhig draußen, aber mein Magen beschwert sich mal wieder über zuviel Arbeit.

Morgens.. noch ein kleines Bad am direkt hinter dem Hafen liegenden Sandstrand, Duschen, ein wenig frühstücken, kleiner Stadtrundgang zur Altstadt, zum Dom, gegen 13.00h ablegen und nach 3 Std. sind wir im Heimathafen.

Unterwegs noch eine Erfrischung an der Leine

Zuerst Cappuccino und Latte Macchiato, ein Teil der Mannschaft spritzt das Schiff noch ab, die anderen räumen schon ein paar Sachen ins Auto.

Eigentlich haben wir alle keine rechte Lust zu packen, würden am liebsten nochmals ablegen und grad von vorne nochmals anfangen..

Wir rechnen die Bordkasse ab (war weniger, als ich kalkuliert habe - die Hafengebühren waren überwiegend noch moderat, Diesel haben wir nicht viel gebraucht, haben aber immerhin ca. 300sm gesegelt) - Dann geht's nochmals zu Paolo zu Pizza/Pastta/Vino.. Wir schwätzen und lachen noch 4 Flaschen Rosso al Casa lang, dann fallen wir in die Kojen.

Gegen 8.00h krabbeln wir mit verquollenen Augen aus der Kiste, räumen lustlos den Rest unserer Sachen ins Auto. - Vicki kommt, bedauert uns, komplimentiert uns aber aus dem Schiff raus.. Sie will putzen, die Bavaria liegt jetzt auch wieder da mit Crewwechsel..

Erst nach dem 2. Cappuccino in der Hafenkneipe wird uns langsam klar, dass wir wahrscheinlich doch abreisen müssen, zumal die neue Crew schon eintrudelt - so was ärgerliches aber auch...

Wir haben uns alle prächtig verstanden, -Heike kann offenbar sehr gut passende Gruppen "zusammenbauen" - es gab keine Disharmonie oder Streiterei, wir haben viel gelacht diese 2 Wochen - und .. wir planen bereits inzwischen schon den 3. Törn im nächsten Jahr.

Was mir nicht so sehr gefallen hat, war der oft krasse Wechsel von Starkwind aus West, dann aus Ost und Flaute innerhalb weniger Tage, aber unser Skipper zitierte ab und zu mal Gerhard, den Admiral, der da wohl immer öfters kommentiert: "Das Wetter ist auch nicht mehr das, was es mal war" Wohl wahr - aber sonst... war alles Klasse !!!!

Frankfurt im Juni 2004

Barbara K.