Urlaubstagebuch
Segeltörn Cote d'Azur / Riviera - Juni 2002

Samstag, 15.6.2002
Fahrt in den Urlaub : München - Aregai
Die Fahrt in den Urlaub startet gegen sechs Uhr bei herrlichem und heissem Sommerwet-ter. Nach kurzem Stop zum Geldabholen nimmt Michael Kurs auf Italien und fährt die ganze Strecke selbst. Das gibt mir genügend Zeit zum Schlafen, Aus-dem-Fenster-Gucken und mit dem GPS spielen. Wir fahren die A8, dann via Kufstein - Brennero - Brescia.
Wegbeschreibung
von: Im Loh Oberhaching 82041 nach: SANTO STEFANO AL MARE
Dauer: 8:07 Strecke: 796.18 km

Ca. 10 km vor Genua geraten wir in einen Mega-Stau, da alle Italiener für das Wochenen-de an die Küste streben. Der Porsche ist vom Stau ebensowenig begeistert wie wir. Ab und zu ruckt mal die Kupplung und das Auto fängt das Schwitzen an. Daher müssen wir zu-sätzlich zur Hitze noch die Heizung anmachen, um dem Auto Abkühlung zu verschaffen. Und wer denkt an uns?! Einzige Rettung ist das offene Dach, da wenigstens hier etwas Frischluft hereinkommt.
Abends stellt sich heraus, dass ich von der Fahrt schon den ersten Sonnenbrand auf den Schultern habe - es sollte allerdings nicht der letzte bleiben.
Schon auf der Fahrt merken wir, dass wir uns der Blumenküste nähern - sogar auf dem Mittelstreifen der Autobahn blüht es.

Endlich in Marina degli Aregai angekommen, finden wir auch auf Anhieb unsere Heimat für die nächste Woche - Serena I.

Serena I

Die technischen Daten der "SERENA I":
· LÜA 11,98 m
· Länge Wasserlinie 10,80 m
· Breite 3,95 m
· Tiefgang (Flügelkiel) 1,70 m
· Verdrängung 6,5 Tonnen
· Ballast 2,4 Tonnen
· Segelfläche 80,5 qm
· Motor 50 PS
· Treibstoff 150 Liter
· Trinkwasser 560 Liter
· Kojen 6/7

Auf dem Nachbarboot Serena II wird noch gearbeitet, da zwischen dem Crewwechsel noch die Ankerwinsch und die Fäkalienpumpe repariert werden müssen.
Nachdem wir unsere Skipper-Familie kennengelernt haben und einen sehr guten ersten Eindruck gewonnen haben, gehen wir erst mal alle ein italienisches Gelato essen. Als dann später alles im Boot verstaut ist, wobei wir leichte Zweifel haben, ob wir Ölzeug und Gummistiefel wirklich zum Einsatz bringen werden, zeigt sich, dass es doch mehr Platz im Schiff gibt, als man auf den ersten Blick denkt. Die Gummistiefel allerdings lassen wir gleich im Auto. Michael ist sofort begeistert von dem viermonatigen Benny. Er ist auch ausserordentlich brav, obwohl ihm die Hitze im Boot und der für ihn doch recht unregel-mäßige Tagesablauf zu schaffen machen. Aber da sich seine Eltern hingebungsvoll um ihn kümmern, ist er ein sehr fröhliches Kind, dem nichts fehlt. Solange er etwas zu gucken hat, ist er zufrieden.


Abends gehen wir leckere Pizza essen in der Pizzeria ‚Acquamarina' im Hafen, nachdem Gerhard für uns glücklicherweise einen Tisch reserviert hatte. Ohne Reservierung lief an diesem Samstag abend gar nichts. Nach einem Abend-Capuccino von Heike anschließend auf dem Boot gehen wir alle recht früh ins Bett.

 

Sonntag, 16.6.2002
Marina degli Aregai - Imperia - Marina degli Aregai
Nach einem gemütlichen Frühstück machen wir einen ersten geführten Rundgang durchs Schiff (Toiletten, Seeventile, Wo ist Was, Navi-Tisch, Motor, etc.). Michael wird zum Skipper des ersten Days bestimmt, d.h. er hat an diesem Tag die Verantwortung für das Schiff, Ablegen, Manöver, Anlegen, Wer macht Was, etc.
Dann legen wir gegen Mittag ab und fahren ein Stück gen Süden aufs offene Meer hinaus. Dort machen Michael und ich erst mal einige Manöver unter Motor, um das Schiff ken-nenzulernen. Das Schiff lässt sich überraschenderweise über backbord quasi auf der Stelle drehen (Wendekreis = Schiffslänge + ca. 1 m), wenn man sich den Radeffekt beim Rück-wärtsfahren zu Nutze macht. Über steuerbord ist der Wendekreis etwas größer, aber immer noch erstaunlich klein für das 12-Meter-Boot. Auch beim Boje-über-Bord-Manöver gibt es erste Aha-Erlebnisse (z.B. Auffischen der Boje durch Eindrehen des Bootshakens in den Strick).
Danach entschließen wir uns nach Imperia zum Eisessen zu Motorsegeln. An pures Segeln ist bei dem wenigen Wind nicht zu denken. Unterwegs lässt sich Michael an der Schwimmleine eine Zeitlang hinter dem Boot herziehen. Das Eis in Imperia ist superle-cker, in den Hollywood-Schaukeln an der Ufer-Strasse sitzt es sich wunderbar. Michael besorgt sich noch ein Käppi als Rettung vor dem Sonnenstich, da er seines im Umzugs-durcheinander in München nicht gefunden hatte. Nachdem auch Heike das mitgebrachte Eis genossen hat (sie blieb mit Benny auf der SERENA), fahren wir wieder zurück nach Aregai, da wir am Abend noch das Crew-Mitglied Bert aufnehmen, der erst abends vom Bodensee her kommt. Wir bekommen nach langer Wartezeit gerade unser Essen, als Bert eintrifft. Das ‚Acquamarina' ist wieder gerappelt voll, wir mussten sogar noch einen klei-nen Spaziergang machen, bevor wir einen Platz bekamen. Auch Bert entpuppt sich als net-ter und umgänglicher Segler, wir verstehen uns gut, er hat sich schnell an Bord eingerichtet und wir schlafen nach gutem italienischen Essen die zweite Nacht auf SERENA wie in Ab-rahams Schoß.

Montag, 17.6.2002
Marina degli Aregai - Menton
Skipper of the day: ich
In Menton angekommen gehen wir gleich zum Einkaufen. Wir suchen Fisch zum Grillen. Leider werden wir bei frischem Fisch nicht fündig, daher wird es tiefgekühltes Lachsfilet geben. Abends nach dem leckeren Grillen spazieren wir noch hinauf zum Friedhof, da man dort einen wunderbaren Blick über die Bucht hat. Es sind richtig lustige Gässchen, durch die man kommt - geeignet nur für die Motorroller, es ist ein richtiges Labyrinth, bis wir wieder nach unten gefunden haben.
In Menton findet im Februar ein großes Zitronen-Festival statt, bei dem tolle Figuren aus Zitronen und Orangen gebaut werden, bevor die Früchte dann für die Parfümherstellung und zum Konsum weiterverkauft werden.

Dienstag, 18.6.2002
Menton - Nizza - Beaulieu-sur-Mer
Skipper of the day: Bert
Morgens spazieren wir noch in die Stadt, da der Markt unbedingt sehenswert ist.

Wir gehen vom Hafen aus Richtung Bastion und daran vorbei zur Promenade am Meer entlang. Nach einigen Metern geht es rechts über eine belebte Strasse zum Markt.

Und schon standen wir direkt vor dem Fruchtmarkt.

Michael und ich kaufen eine Tischdecke und decken uns mit Postkarten ein. Dummerweise haben wir die Grenze nach Italien schon wieder überschritten, bis wir die Karten fertig zum Abschicken haben. Daher müssen wir später nochmals Briefmarken kaufen.
Heute sitzen wir fast die ganze Zeit in der prallen Sonne, da wir erst recht spät das schat-tenspendende Gross-Segel als Stützsegel setzen können. Michael bleibt heldenhaft am ü-bernommenen Steuer und verbrennt sich böse die Arme. Ich habe heute und gestern lange Hosenbeine und Ärmel getragen und so ist meine Haut wieder in einem recht guten Zu-stand. Unterwegs sehen wir plötzlich einen großen Fisch dicht an der Oberfläche, der nicht wegschwimmt, als wir uns nähern. Es sieht aus wie ein kleiner Delphin. Er ist aber ganz al-leine und benimmt sich, als ob er krank wäre. Wir sprechen mit ihm, können aber nicht viel machen. Wenn seine Mutter in ein Netz geraten ist o.ä. hat er wohl wenig Chancen, da Delphine lange gesäugt werden müssen. Ansonsten sind weit und breit keine anderen Del-phine zu sehen. Nachdem wir einige Kreise um ihn herumgefahren haben, ist er plötzlich verschwunden. Betrübt über unsere Hilflosigkeit fahren wir weiter.
Gerhard erzählt uns von dem großen Walschutzgebiet zwischen Cote d'Azur und Korsika. Das Gebiet reicht von der Cote d´Azur über die monegassische Küste bis zur nördlichen Toscana und dem Norden Korsikas und ist größer als die Schweiz.
Dort halten sich viele Wale und Delphine auf. Von Imperia aus werden Fahrten zum Wha-le-Watching angeboten, wobei eine Garantie gegeben wird, dass man spätestens beim zweiten Versuch Wale zu sehen bekommt.
Bei der Fahrt entlang der Küste informiert uns Gerhard immer wieder über die Dinge, die es an Land zu sehen gibt.

Monaco vom Berg aus

Monaco von See aus

Oceanographisches Museum in Monaco

Da in Nizza lt. Funk-Anfrage kein Liegeplatz für die Nacht frei ist, fahren wir erst nach Beaulieu-sur-Mer und sichern uns dort unseren Liegeplatz (Nr. 26), direkt vor der Werft, wo ein riesiges Motorboot, mit Hubschrauber im Heck, liegt.
Dann fahren wir nach Nizza, wo wir zunächst einige Minuten auf die Erlaubnis zur Hafen-einfahrt warten müssen. Eine mächtige Fähre nach Korsika schiebt sich heraus. Nachdem wir unseren zugeteilten Platz am Pier H gefunden haben, machen wir uns auf den Weg in die kühlen Altstadt-Gässchen. Gerhard erzählt derweil anschaulich, was man einer Crew in Nizza alles zeigen kann und wie sich auch ein Hafentag (z.B. wegen starkem Mistral) gut und interessant überbrücken lassen würde. An einem größeren Platz angekommen setzen wir uns in ein Café und lassen es uns schmecken - Hauptsache es ist flüssig, ob Eistee, Latte Macchiato, Cappuccino ist fast schon egal. Ein überraschend gut singender Gitarrist bietet Hintergrundunterhaltung.

Dann besorgen wir auf dem Rückweg Rosè, Grillzutaten und Salat fürs Abendessen. Ich werde nach einigem Anprobieren bei einem Sommerhut fündig: heller Panama mit variier-barem Band. Ab jetzt ist auch der Kopf vor Sonnenstich geschützt - vor sonstigen Stichen bietet auch der Hut keine Sicherheit, aber das macht nix ;-)
Als wir abends nach Beaulieu kommen, stellen wir verblüfft fest, dass unser reservierter Liegeplatz bereits belegt ist. So parken wir zwei Schiffe weiter (Platz 28) ein. Wir sind je-doch skeptisch, ob wir hier dauerhaft bleiben können, da hier noch Festmacherleinen an Land liegen - eigentlich ein sicheres Zeiten, dass der Platz belegt ist. Aber der herbeigeru-fene Hafenmeister meint, dass wir hier bleiben können und nach einer Rüge unserer Liege-platz-Diebe durch den Hafenmeister ist das Zwischenspiel vorerst beendet.
Wir machen unser Essen mit dem Grill am Steg und lassen uns leckere Fleischspiesschen und Lamm mit Salat schmecken. Dazu gibt es feinen Rosè aus dem 5-Liter-Kanister. Al-lerdings sind wir am Ende der Fahrt überzeugt, dass da mehr als 5 Liter drin gewesen sein müssen, denn wir bekommen den Kanister nicht leer, obwohl wir zu viert daran trinken - aber bei Hitze verdunstet Wein offensichtlich nicht, sondern vermehrt sich…
Als wir mit dem Essen gerade fertig sind, kommt noch ein größeres zweimastiges Schiff in den Hafen. Wir schauen interessiert zu, wie sie sich uns im Kanal nähern. Doch dann stellt sich heraus, dass die Crew auf unseren Liegeplatz möchte, der jetzt dummerweise belegt ist. Da wir aber die Genehmigung vom Hafenmeister haben, rühren wir uns nicht vom Fleck, bis wir nicht einen alternativen Liegeplatz sicher haben. Nach einigem Hin- und -Her der Crew mit Leuten von anderen Schiffen, bekommen wir einen anderen Liegeplatz zugewiesen. Beim Anschauen stellt Michael jedoch fest, dass das Nachbarboot die Klima-anlage laufen hat, d.h. es plätschert permanent (Kühl-)Wasser ins Meer. Da wir dieses ner-vige Geräusch nicht direkt neben uns haben wollen, werfen wir die Besatzung der Liege-platzklauer wieder aus dem Bett. Leicht besäuselt und die Dame im Nachthemdchen legen sie ihr Schiff um. Daraufhin parken auch wir um und der Zweimaster kann auf seinen Lie-geplatz. Damit ist alles klar für die Nacht.
Nun machen wir noch einen abendlichen Verdauungsspaziergang hoch zum Casino. Mi-chael und ich schauen uns noch die Fischer-Bötchen im kleinen Hafen an, die teilweise ganz liebevoll hergerichtet und bemalt sind.

Mittwoch, 19.6.2002
Beaulieu-sur-Mer - San Remo
Skipper of the day: Michael
Heute sind wir erst gegen 1 Uhr ausgelaufen, da einige Einkäufe das Ablegen verzögert hatten. Der geplante Bäcker war geschlossen und 30er Sonnencreme war dringend nötig. Generell sind wir immer erst gegen Mittag ausgelaufen, da sowieso kein Segel-Wind zu erwarten war. So hatten wir wenigstens die Hoffnung auf eine Abendbrise. Heute fahren wir ums Cap Ferrat herum und in die Badebucht. Dort ankern wir und alle genießen den Sprung ins kühle Nass. Nach ausgiebigem Planschen und Genießen leckerer Wassermelo-ne machen wir uns auf den Weg nach San Remo.
Unterwegs sehen wir plötzlich wieder den jungen Fisch mit seinem Mondgesichtchen dicht an der Oberfläche, den wir schon auf der Fahrt nach Menton gesehen haben. Wir sind ziemlich sicher, dass er es ist. Allerdings macht er jetzt einen etwas lebhafteren Eindruck als beim letzten Mal. Diesmal können wir ihn auch etwas genauer Anschauen und bekom-men Zweifel, ob es sich wirklich um einen jungen Delphin handelt. Am Abend sehen wir in San Remo ein Plakat mit verschiedenen Delphin- und Walarten und identifizieren unse-ren kleinen Freund als "Grampo" (dt. Rundkopfdelphin, Rissodelphin, Gramper. Vgl. 23). Es ist beunruhigend, dass er alleine und so nah am Ufer ist, aber ein kleiner Wal kann sich auch von Plankton ernähren, er ist nicht völlig von seiner Mutter abhängig. Wir hoffen, dass der Kleine überleben kann und drücken ihm die Daumen. Mehr können wir leider nicht tun. Wir haben zwar die Koordinaten aufgeschrieben, aber das hilft auch nicht viel weiter.
In San Remo kommen wir gegen 19 Uhr an, springen schnell unter die Heckdusche und ziehen dann los zu "Mama + Papa". (Einer der vielen "Geheim-Tips" von Gerhard, die uns die ganze Woche immer wieder positiv überraschten)

Durch Altstadt-Gässchen erreichen wir ein echt italienisches Ristorante: Familienbetrieb mit vier Tischen, wir sechs die einzigen Gäste, sehr lecker und super Preis-Leistungs-Verhältnis (das absolut komplette Programm für 25 Euro; der Preis wurde schon vorher ausgemacht).
Antipasti: Zucchini + Auberginen gebacken
Peperoni
Ricotta
Apfelküchlein
Primo Piatto: Ravioli tartufato
Secondo Piatto: Kalbfleisch mit Kapernsauce
Schweinefleisch mit Pestofüllung
Hase mit Olivensauce
Dolci: Mousse au limone
Limoncello
Caffe

Dazu Roten und/oder Weißwein "as-much-as-you-can"

Danach purzeln wir mit dicken Bäuchen wieder bergab, schlecken am Marktplatz noch ein Eis bei der führenden Eisdiele "Lollipop" und spazieren gemächlich zurück aufs Boot. Mi-chael und ich machen noch einen Rundgang durch den Hafen, um einige Oldtimer-Schiffe anzuschauen. Dort, wo die Eigner-Schiffe liegen, sind auf dem Pier viele Satelliten-Schüsseln in den Boden geschraubt. Einige Boote (v.a. Motorboote) sind wirklich Riesen-kähne - wie Gerhard sagt: "Gattung Waffenhändler" - und sind perfekt ausgerüstet. Aber sie brauchen für die Überfahrt nach Korsika Sprit für über 10000 Mark (oder sogar Euro?). Boote dieser Grössenordnung tanken nicht so wie wir an den Hafentankstellen, sondern im
Offshore-Bereich an speziellen Tankschiffen, die im freien Gewässer den Sprit wesentlich billiger (da ohne Steuern) anbieten. Auch auf der Vorbeifahrt an Monaco haben wir solch riesige Boote gesehen - unglaublich, wieviel Geld manche Leute doch offenbar haben!

Donnerstag, 20.6.2002
San Remo - Imperia
Heute verbringen wir den Vormittag noch in San Remo. Erst bunkern wir Getränke in ei-nem Laden am Kreisverkehr, der die Sachen kostenlos bis zum Boot bringt. Dann besu-chen wir den Markt im Zentrum San Remos, einem der größten in Ligurien, dort bestaunen wir das riesige Angebot an Fisch, Obst, Gemüse und Blumen und kaufen Zutaten für Salat und Obst.
Bert geht mit den ganzen Sachen gleich zurück zum Schiff, Michael und ich kaufen noch etwas ein: einen Geldbeutel für seinen Vater, eine ital. Kaffeemaschine für 6 Portionen, Il-ly-Kaffee und Gebäck, ein langärmliges Hemd gegen die Sonne. Uns geht langsam aber si-cher die Garderobe für dieses extrem heiße Wetter aus. Am liebsten würde man nur Bikini oder Badehose anziehen, aber das hält die Haut nicht aus, da die Sonne zu sehr brennt. Von unseren Pullovern und wärmeren Sachen brauchen wir in dieser Woche wirklich nichts, auch abends ist es noch sehr warm.

Auf dem Rückweg zum Schiff besorgen wir gefrorene Gambas satt (für 15 € ca. 1200 g, schon geköpft, dass erhöht den Essgenuss wesentlich, wenn mich die Tiere nicht noch mit toten Augen anschauen. Sonst muss ich mich da doch erst etwas überwinden (auch wenn es noch so lecker schmeckt.). Alles, was auf dem Frisch-Fisch-Markt nicht verkauft wer-den kann, wird in diesem Laden mit Wasser besprüht und schockgefroren. Das wird heute abend (wieder mal) ein Festmahl werden.
Bevor wir Kurs auf Imperia nehmen, üben wir noch einige Hafenmanöver:
· beim Rückwärts-Aufstoppen vorher Ruder nach Steuerbord legen, damit das Schiff im engen Hafen gerade bleibt
· Manöver-Retter: wenn man rückwärts einparken will (1) und zu weit nach links kommt (2), so dass eine Kollision mit dem Nachbarboot droht (obwohl das Steuer ganz nach Backbord eingeschlagen ist), hart Gegenruder nach Steuerbord legen und kurzer kräfti-ger Vorwärtsschub (3). Dies versetzt das Heck idR. soweit nach rechts, dass man doch noch in die Lücke kommt (4). Dies ist vor allem in engen Kanälen und/oder bei star-kem Seitenwind hilfreich. Beim Einparken in die andere Richtung analog.

Gerhard hat uns in dieser Woche sehr viele dieser Tricks gezeigt, er sagte immer, dass Ma-növer auf der SERENA so präzise gefahren werden müssten, so dass sie auch noch bei Starkwind ohne Materialschäden ablaufen.
Auf dem Weg nach Imperia springen wir alle (eine/r bleibt natürlich immer an Bord) ins Wasser, hängen uns an die Schleppleine und lassen uns mitziehen. Lustigerweise ist das Wasser ganz unterschiedlich temperiert. Als ob einige Tauchsieder am Meeresboden ste-hen, werden wir über lauwarme und dann wieder richtig kalte Stellen gezogen. So ganz wohl fühle ich mich da nicht - als "Ungern-im-Meer-Schwimmerin" und "Haifisch-Phobikerin" (zumindest fast) …

Imperia ist wirklich wunderschön. Wir essen wieder ein Eis in den Hollywood-Schaukeln (Bert kennt das ja noch nicht) und gehen dann ins Städtchen. Gerhard und Heike gehen mit Benny kurz shoppen und dann zurück zum Boot. Bert, Michael und ich gehen einen Su-permarkt suchen. Nach einer Weile haben wir den wunderbar klimatisierten Laden gefun-den und besorgen noch Zutaten für einen Dip zu den gegrillten Gambas - das wird be-stimmt wieder sehr lecker. Nach dem Einkauf laufen wir noch hoch zum mächtigen Dom . Weil der Abendessentermin drängt, gehen wir dann flott den steilen direkten Weg hinunter zum Hafen. Allerdings müssen wir immer wieder kurz anhalten, um die Aussicht zu be-wundern oder ein prächtiges Haus oder den Hinterhof oder das Gässchen oder oder oder.

Dann grillen am Steg unter den Augen der allmählich wieder zum Leben erwachenden Ita-liener und Touristen, die auf der Hauptpromenade hinaus auf die Mole und retour flanie-ren. Fast alle werfen verlangende und gierige Blicke auf unseren Grill. Die reinste Völker-wanderung, aber in Italien ist die abendliche Passeggiata ja ein schöner Brauch. Auch Benny findet es klasse, auf der Bank in der allmählich nicht mehr glühenden Luft zu lie-gen, in den Himmel zu schauen und mit Armen und Beinen zu strampeln. An diesem A-bend sitzen wir noch lange im Cockpit unseres Bootes, kämpfen mit unserem Rosé-Kanister und unterhalten uns angeregt. Zu guter Letzt gab es dann noch eine Besichtigung des Strandes, der keine 20 Meter entfernt ist - sauberer Sandstrand! - und ein Eis, - danach fallen wir wieder ins Bett. Es ist schon seltsam, wie "Nichtstun" doch müde macht. Unsere Schlafsäcke hätten wir uns sicherlich auch im Gepäck sparen können, es ist auch nachts noch so warm, daß wir komplett ohne Decken schlafen können.

Freitag, 21.6.2002
Imperia - Marina degli Aregai
In Imperia lassen wir es am nächsten Morgen gemütlich angehen, zusammen mit Heike gehe ich noch etwas shoppen, denn ein Andenkenseinkauf muss auf jeden Fall sein. Ich er-stehe zwei schöne Handtaschen in rot und beige und auch Heike ist erfolgreich. Nach ei-nem Frappè zur Stärkung spazieren wir dann wieder zurück zum Schiff. Dort hat Gerhard mittlerweile versucht, Zeitungsfarbe von einem weißen Leder-Sitzpolster wieder zu entfer-nen. Bert war ausgiebig Schwimmen. Auch Heike, Michael und ich springen noch ins Meer - es geht sehr flach hinein, herrlicher Sandstrand - was will man mehr! Das Küsten-gebiet, an dem wir uns in dieser Woche entlang bewegt haben, hat sehr sauberes Wasser, da auch die Italiener vor einigen Jahren gemerkt haben, dass Touristen darauf Wert legen.
Auf dem Weg nach Aregai bin ich - glaube ich - im Schatten vom Gross-Segel einge-schlafen, denn die Fahrt kam mir unheimlich kurz vor. In Aregai angekommen, sausen die Rapps gleich los in den Supermarkt und um sich bei der Mannschaft in der Capitanerie noch zu bedanken für deren Einsatz bei der Vermittlung der Liegeplätze. Wir, die Crew, bekommen Nudeln und ligurisches Pesto mitgebracht, damit das Überleben Sonntags nach der Rückkehr aus dem Urlaub gesichert ist - eine sehr nette Idee, über die wir uns sehr ge-freut haben.
Bert, Michael und ich spazieren noch durch den Nachbarort von San Stefano al Mare, da es sich so schön fährt mit Berts Klimaanlage und San Stefano so schnell erreicht war. Es ist gegen 16 Uhr und die Geschäfte machen gerade wieder auf. Das Örtchen ist sehr klein, hat aber teilweise sehr hübsche Häuser und einen endlosen sauberen Strand. An einem Haus entdeckt Bert die metallene Versicherungstafel, die nach alter Tradition außen neben der Haustür angebracht ist.
Ich besorge mir noch ital. Briefmarken (francobolli) in einem Tabacchi, damit ich wenigs-tens meine Postkarten abschicken kann. Michael hat zum Schreiben keine Lust mehr und hebt die Karten für den nächsten Törn mit Stop in Frankreich auf.
Abends üben wir noch zwei Stunden Hafenmanöver (rückwärts fahren, rückwärts einpar-ken, im Hafen manövrieren, eine Person über Bug aussteigen lassen und über Heck wieder aufnehmen, Längsseits-Anleger an der Tankstelle). Sehr gute Übung!! Auch wenn wir manche Bootsbesitzer etwas irritieren, da wir in eine Lücke reinfahren und gleich wieder raus und in die nächste rein. Daher versuchen wir, nur Lücken zu nehmen, bei denen die Bootsbesitzer der Nachbarboote nicht da sind. Gerhard lässt uns mit einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit diese Manöver fahren und muss nur selten eingreifen, obwohl wir sein Boot manchmal nur durch kräftiges Abhalten von einer "Feindberührung" bewahren können. Die Hitze macht sich doch bei uns bemerkbar, so dass die meisten Manöver von der Perfektion noch mehr oder weniger entfernt sind - von der Notwendigkeit des Skipper-trainings sind wir jedenfalls überzeugt ;-)
Als wir an unserem endgültigen Liegeplatz wieder angekommen sind und sicher fest lie-gen, reinigen wir das Boot von außen. Die Innenreinigung ist für morgen früh vorgesehen. Ich übernehme den Schlauch und spritze abwechselnd Boot und Beine der Schrubber. Mi-chael und Bert handhaben abwechselnd Schrubber und Neutralreiniger. Bis alle mit dem Ergebnis zufrieden sind dauert es doch eine Weile.
Um halb neun spazieren wir vor in unser "Aregai-Stammlokal" ‚Acquamarina'. Benny schläft schon bei der Bestellung friedlich ein..
Gerhard erklärt uns ausführlich die Serena-Segel-Philosopie, fragt nach unserem Feedback zur Woche (Super, obwohl wir mangels Wind kaum segeln konnten!) und klopft bei Bert und Michael die Ernsthaftigkeit ihres Interesses am Skippern ab. Für mich kommt das kurzfristig noch nicht in Frage, aber im Training möchte ich genauso gefordert werden, wie die anderen Skipper. Ich brauche einfach noch mehr Erfahrung, da ich bis 2001 mit Segeln, Wind und Wasser und Meer überhaupt Nichts am Hut hatte. Gerhard erzählt, dass es bei Serena viele Skipper-Pärchen gibt, aber nur eine Skipperin, obwohl er gerne mehr Skipperinnen hätte, da die Frauen-Quote nicht erfüllt sei.
Nach einem weiteren ernsthaften Versuch, den Rosè-Kanister zu leeren, gehen wir ein letz-tes Mal in die Kojen.

Samstag, 22.6.2002
Marina degli Aregai - München
Heute morgen packen wir unsere Sachen und bringen wir das Schiff im Inneren auf Hoch-glanz. Auch das Holz wird duftend und glänzend poliert, damit die nächste Crew das Schiff wie neu vorfindet. Nach dieser Aktion sind wir wieder mal völlig durchgeschwitzt.
Wir machen uns auf den Weg zum letzten gemeinsamen Frühstück in einem Cafè nahe der Capitanerie. Nochmal einen leckeren Cappuccino, dann heißt es Abschied nehmen. Heike, Gerhard und Benny fahren via Schweiz nach Maulbronn, Bert hat eine lange Strecke bis nach Euskirchen vor sich, Michael und ich fahren nach Albenga, um den FD-Spezialisten Fabio zu treffen.
Direkt bei der Autobahn-Ausfahrt wartet er schon mit seiner Freundin Michela auf uns und lotst uns zum Haus von Michela's Eltern, wo das Boot steht. Unterwegs kommt ihnen noch die Idee, dass wir vielleicht Hunger haben könnten und sie organisieren schnell noch Plätze in einem Lokal in ihrem Ort (ca. 1600 Einwohner). Wir schauen uns das Boot an und uns wird recht schnell klar, dass die ganzen Strippen nicht so einfach zu durchschauen sind. Es gibt viele sehr durchdachte Details. Nachdem wir zum Essen spaziert sind (lecker - halt echt italienisch!), besichtigen wir das Haus, das Fabio und Michela zusammen renovieren. Es sieht noch wüst aus (wie ein Rohbau), aber man kann schon erahnen, dass es mal sehr schön wird. Die Lage ist toll, man sieht über das ganze Tal. Etwas weiter hinten im Tal liegt Castelvecchio, das wir aber an diesem Tag nicht mehr anschauen. Dann kehren wir zurück zum Boot und Michael verschießt zwei komplette Filme. Ob wir unser Boot jemals wieder zusammenschrauben können…?
Michela und ich sitzen derweil im Schatten. Sie ist die Tochter des stellvertretenden Bür-germeisters, das Haus ist entsprechend schön ;-) Sie versteht fast alles Englische (bis auf die Fachausdrücke, die auch mir Spanisch vorkommen), wir sprechen jedoch miteinander auf Italienisch - zumindest versuche ich es. Fabio erklärt und erzählt ununterbrochen auf Englisch. Zwischendurch erklären uns Fabio und Michael auf italienisch bzw. deutsch komplexere Bootszusammenhänge.
Gegen 16 Uhr reißen wir uns von Fabio, Michela und deren Familie los. Eigentlich hatten Fabio und Michela nur bis 14 Uhr Zeit, da sie noch für ihr Haus Einkaufen bzw. Platten aussuchen wollen. Michael und ich fahren nach Albenga, um nochmal schnell ins Meer zu springen. Nach einem letzten ital. Abschiedsgelato fahren wir dann endgültig los Richtung Deutschland. Je weiter wir uns von der Küste entfernen, desto heisser wird die Luft - un-glaublich! Nachts um halb zwei sind wir dann in München und fallen nach kurzem Schmu-sen mit der Katze ins Bett.

Sonntag, 23.6.2002
Elton John - Konzert
Heute wartet schon das nächste Highlight auf uns: Elton-John-Konzert in der Olympiahal-le!
Vorher läuft noch die Waschmaschine auf Hochtouren - wir dagegen eher auf Sparflam-me. Dank der Hitze trocknet alles sehr schnell. Auch die Blumen haben die Woche Abwe-senheit gut überlebt, dank einiger Hitzegewitter, die gegossen haben.
Gegen fünf Uhr springe ich das letzte Mal unter die Dusche. Bis wir mit dem MG bei der Sixt-Niederlassung angekommen sind, bei der ich mein Auto abholen muss, sind die Haare schon wieder trocken - praktisch, so ein Auto-Fön. Diesmal bekomme ich einen Skoda-Kombi, mit dem wir dann zur Olympiahalle fahren. Elton John fängt überraschenderweise pünktlich und ohne Vorgruppe an. 2 ½ Stunden Non-Stop-Programm ohne Pause für ihn. Nur die Band zieht sich ab und zu mal um. Es ist ein super-Konzert und bei allen High-lights toben die Fans - und an Highlights war wirklich viel geboten.

Quelle: http://www.ngz-online.de/news/kultur/2002-0617/elton_erfurt/elton_erfurt%5B0%5D.html
Nach dem Konzert lassen wir den Abend ausklingen in einer französischen "Creperie Ber-nard". Super-leckere Crepes, genau das richtige für einen warmen Abend: mit Eis, Man-deln, Sahne, Schokosauce und Birne für mich; mit Banane und flambiert mit Grand Mar-nier für Michael.
Danach geht's uns rundum gut und wir fühlen uns gestärkt - noch steht uns das Kofferpa-cken bevor, da wir am nächsten Morgen um fünf aus dem Bett müssen - Michael nach Frankfurt, ich nach Bern.
Aber wir sind nach einer schönen Urlaubswoche ja gestärkt!

Fine


Organisatorisches

Veranstalter:
S.Y. Serena: Gerhard und Heike Rapp
http://www.serena-segeln.de

Skipper:Gerhard Rapp (hier mit Heike)

Crew:

Benny Bert

Michael Susanne

 

Anmerkung:

Heike und Gerhard hatten uns gleich bei der Buchung gesagt, dass dies kein "normaler" Segeltörn sein könne, da in dieser Sommer-Jahreszeit "nur" Buchtel- und reine Urlaubs-törns möglich wären. Deshalb waren wir auch nicht enttäuscht, dass sich tatsächlich eine Woche immer nur leichte Lüftlein bewegt haben, meist zu schwach, um die sportliche SE-RENA auf guten Speed zu bewegen.

So konnten wir nur 1 oder 2 mal richtig segeln, mit Rauschefahrt und Kränkung.

Andererseits konnten wir uns sehr gut erholen. Wir hatten immer eine gute, harmonische Stimmung an Bord, konnten schwätzen, lachen miteinander und eine ganze Woche einen "Gourmet-Törn" zelebrieren.

Die Kosten waren moderat, sowohl die Törngebühren, wie auch die Bordkasse bewegen sich am unteren Ende vergleichbarer Anbieter - und wir genossen den "Familien-Anschluss"

Wir konnten sehr viel lernen bei und von Gerhard, der eine große Souveränität vermittelt bei seinen Manövern.

Deshalb waren wir sicherlich nicht das letzte Mal an Bord der SERENA.

München im Juni 2002

Susanne Teich